Das Carlo bietet mindesten 69 Zwergfledermaus-Mamas und ihren Babys ein Zuhause auf Zeit!

Unglaublich! Ausgerechnet zwischen Schulglocke, Schülerlärm und Geschrei: Am Carlo gibt es eine Fledermaus-Wochenstube. Woher wir das wissen?  Wir – das ist eine Projektgruppe bestehend aus Schülerinnen der Klassen 5 und 6 und einer Handvoll Erwachsenen, die sich zusammen mit weiteren Interessierten bei einem spannenden Vortrag schlau gemacht haben: Frau Kaipf, DIE Fledermausexpertin Tübingens, war da und hat mit uns nicht nur ihren großen Wissensschatz in ihrem lebendigen Vortrag geteilt, sondern uns im Anschluss auch gezeigt, welche Quartiere die Zwergfledermäuse mögen und wie man sie richtig zählt.

Im Vortrag lernten wir, dass es diese fantastischen Tiere seit mindestens 50 Millionen Jahren gibt, dass sie eine Flügelspannweite von 1,70 Meter (Flughunde), als auch die Fliegengewichtsklasse mit nur zwei Gramm erreichen können (Zwergfledermaus), dass sie verschiedenste Jagdtechniken einsetzen und dass es ohne ihre Bestäubung zum Beispiel keine Mangos, Bananen und Avocados gäbe! Und natürlich dies: Sie sind streng geschützt und in ihrem Bestand bedroht. Gefahren gibt es viele, manche davon lassen sich ganz einfach vermeiden, wie zum Beispiel leere Töpfe und Gießkannen nur umgedreht lagern, denn die Tiere kommen nicht mehr aus ihnen heraus.

Ein paar Grillwürstchen später ging es um „unsere“ Zwergfledermäuse. Wir lernten von Frau Kaipf: Im Frühjahr ziehen die Fledermausmütter gemeinsam in ihr Brutquartier ein, bekommen dort ihre Jungen und säugen sie ca. 4-6 Wochen, bis die Jungen Anfang Juli flügge werden. Zur Beutejagd am späten Abend und in den Morgenstunden lassen die Mütter ihre ein bis zwei Jungen in der Wochenstube mit „Kinderbetreuung“ zurück und schlagen sich im Schulgarten, im Schulhof und an der Steinlach den Bauch mit Insekten voll, um tagsüber für die Jungen genügend Milch zu haben.

Aber wo sind sie denn nun und wo werden sie sich blicken lassen? Angeleitet und ausgerüstet mit Fledermaus-Detektoren und Zählgeräten von Frau Kaipf starrten wir in Grüppchen verschiedene Teile der Fassade an, warteten, und sahen noch lange die Mauersegler hoch über uns in der Dämmerung jagen. Gibt es vielleicht keine Fledermäuse mehr? Wo sind sie denn nur?  Und da, endlich, aus einer einzigen Ritze, hinter der sich vermutlich ein größerer Hohlraum in der Fassade verbirgt, startete eine Fledermaus-Mutter nach der anderen zum nächtlichen Beutezug, ganze 69-mal. Was für ein spannendes Naturerlebnis!

Nun, da wir wissen, dass das Carlo ein Fledermaus-Zuhause ist, wird die Projektgruppe überlegen, was wir zum Schutz von Zwerg- und anderen Fledermäusen in der direkten Schulumgebung tun können. Frau Kaipf wird uns dazu freundlicherweise weiterhin beratend zur Seite stehen.

Danke, Frau Kaipf, dass wir das mit Ihnen erleben durften!

 

Barbara Skowronnek und Tanja Hilf

 

Eine „Bat-Night“ mit Spezialistin und 69 in den Nachthimmel startenden Fledermäusen